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Haushalt und Kleider

1870 - 1880
Zu dieser Zeit lebten die Bewohner hautsächlich aus den Erträgen der eigenen Landwirtschaft. Kartoffeln wurden viel weniger häufig als heute gepflanzt, dafür mehr Korn und Gerste, woraus die Bewohner selber das Brot backten. Das Kaffeegetränk war ein Luxus; gewöhnlich begegnete man diesem zweimal im Jahre: zu Weihnachten und an Fronleichnam. Tee kannte man überhaupt nicht. Sehr interessant gestalteten sich früher die sog. "Abundsitza" (Abendhock). Während der Winterzeit gab es in jedem Weiler eine Abendsitzstube, allwo sich die Bewohner nach der Tagesarbeit besammelten, um Karten zu spielen, Geschichten und Begebenheiten zu erzählen und zu rauchen oder zu schnupfen.
Auch die Kleider der Saastalbewohner waren früher ganz andrs als heute. Jedenfalls waren sie viel dauerhafter und wärmer als die jetzige Bekleigung. Dazumal waren sämtliche Kleider- und Hemdenstoffe, Schürzen, Leintücher und Bettdecken von Hand gewoben. Die Frau besass ein ganzes Kleid, meistens aus schwarzem "Drill"-stoff angefertigt. Alle Frauen schmückten sich wie Gräfinnen mit mit grossen runden Ohrringen. Als Fussbekleidung trug man meistens Holzschuhe oder niedere Lederschuhe.
Auch der Mann trug eine solch fürstliche Kleidung; kurze enge Baltohosen, Drilljacke in gewöhnlicher oder Frackausführung, rotem oder weissem Gilet und weissem Hemd mit Stehkragen. Anstelle der Krawatte trug man ein schwarzes oder blaues Seidentuch. Als Kopfbedeckung diente eine Zipfelmütze und an Sonntagen der sog. niedere Zylinderhut. Kleine runde Ohrringe wurden fast von allen Männern getragen. Ebenfalls gehörte der Vollbart zu jedem Manne.
Coiffeur gab es überhaupt keine. Der nächste Arzt wohnte in Visp, der aber nur selten verlang wurde, da man ihn zu Fuss benachrichtigen musste, uns bis er an Ort und Stelle eintraf, war es meistens schon zu spät. Der Zahnarzt war unbekannt; besass jemand einen sog. schlimmen Zahn, ging man zum Schlosser, der mit einer Flachzange den Ruhestörer entfernte.